Sonntag, 14. August 2016

Susak Effekt

Jetzt sind wir schon 11 Tage auf Susak. Susak Effekt Nr. 1 -  WE GO WITH THE FLOW - ist sofort eingetreten. Es gibt keine Termine mehr, außer der am Abreisetag.
Brauchst du etwas oder suchst du wen, all das passiert hier von Selbst auf dem Weg durch das Dorf.

Ein weiterer Susakeffekt ist, das wenn man das Haus verlässt um etwas zu erledigen kommt man erst drei Stunden später zurück, weil man mindestens bei drei Nachbarn vorbei kommt und  die neuesten Geschichten aus dem Dorf austauscht. Diesen Susakeffekt nennen wir auch SUSAKZEITUNG. Die mündlich Vermittlung von Nachrichten hat hier noch große Bedeutung.

Rita ist nach 8 Tagen am Mittwoch wieder zurück nach Österreich gefahren, nicht weil sie wollte sondern weil sie musste. Ihr Urlaub war zu Ende.
Bei Osman an der Bar auf der Flucht vor dem Regensturm
Wie es der Inselbrauch ist haben wir sie in der Früh um 6h zum Schiff nach Rijeka gebracht. Vor zwei Jahren hat sich Rita schon um 4:30 in der Früh vor den Ticketschalter gelegt um am Wochenende ein Ticket für den Katamaran zu bekommen. Seit es ein größeres Schiff gibt und die Tickets auch über das Internet zu reservieren sind, fällt dieses Inselritual weg.

Aber natürlich findet man nach wie vor Menschen schlafend vor dem Ticketschalter, sie haben fast die ganze Nacht durch gefeiert. Ein weiterer Susakeffekt ist die Nacht vor der Abreise zu Feiern. Im Schiff holt man dann noch den  Schlaf  den man versäumt hat.

Rita kommt schon viele viele Jahre mit auf die Insel. Seit einigen Jahren ist sie fixe Bewohnerin in unserer Frauen WG. Heuer sind wir das erste mal keine reine Frauen WG. Drei Frauen von vier sind heuer mit einem Mann wieder gekommen. Ich war zwar auch letzten Sommer schon liiert, aber da war das Haus schon als Frauen WG geplant und ER kam dann erst zum Abschlussfest.  

Auch schon in den vielen Jahren davor waren wir in der Biodanzwoche immer eine Frauen-WG. Biodanza in Susak gibt es schon seit 19 Jahren hier. Immer war eine schöne Mischung aus Frauen unterschiedlichen Alters und verschiedenen Lebensentwürfen in meinem Haus. Letzten Sommer war unsere jüngste Mitbewohnerin unter 30. Sie hatte gerade ein schwieriges Jahr hinter sich. Die Trennung vom Vater ihres 3 jährigen Sohnes und das zurück finden in den beruflichen Alltag hatte sie wild durcheinander geschüttelt. Dann waren da noch zwei Alleinerziehende von inzwischen fast Erwachsenen Söhnen und eine Freundin mit einem 1 1/2 jährigen Sohn. Und ich - kinderlos.

Also fünf Frauen und ein Kind. 
Bildunterschrift hinzufügen

Wir hatten wirklich viel Spaß. Unsere WG war ein fruchtbarer Ort an Inspiration und auch konstruktiver Auseinandersetzung. 

Ein weiterer Susakeffekt ist, dass das Beziehungsleben - nicht nur in Partnerschaften - hier auf allen Ebenen geklärt wird. Das Zusammenleben im Haus und im Dorf ist sehr intim. Man lebt auf der Insel wie im Film, nur ist man nicht der Betrachter von außen, sondern ist Protagonist mitten im Geschehen. Und auf dieser Insel passiert ALLES! Alles was Menschen bewegt, alles was sie zum Weinen oder zum Lachen bringt. Oder was sie in Staunen versetzt oder zur Explosion bringen

Seit dem ich hier meine Sommer verbringe habe ich schon vieles erlebt. Diese Geschichten können ein Buch füllen.

In der Woche wo Biodanza stattfindet, verstärkt sich dieser Effekt noch. Einer meiner Kursteilnehmer hat das mal so ausgedrückt. Biodanza auf Susak ist wie eine Beziehungswaschmaschine. Er hatte diese Aussage besonders auf Partnerschaften gemünzt. Er war damals schon zum dritten mal da- immer mit einer anderen Frau. Die Beschreibung dieser Waschmaschine war wirklich erfrischend heiter. Leider kann ich sie nicht mehr im Detail wiedergeben. Er hat sehr blumig alle Waschdurchgänge beschrieben und Parallelen zum Beziehungsleben gezogen. Die Konklusio war, das alle auf alle Fälle gereinigt und gleutert aus der Waschmaschine heraus kommen. Ob die zwei Socken sich dann im Wäscheschrank wieder zusammen finden oder beim Waschen verloren gingen blieb dann doch ein Geheimnis. 

Im heurigen Jahr kam unsere Frauen WG aus dem letzten Jahr für einen Tag wieder zusammen. Irina und ihr Partner kamen auf einen Tagesausflug von Mali Losinji und hat uns mit ihren Kochkünsten beglückt.
 

Heidi bleibt wieder länger. Auch Natasa mit dem kleinen Januz wird Mitte der Woche wieder einziehen. 

Ein anderer Susakeffekt ist das die Insel sehr polarisiert. Entweder die Menschen halten der Insel die treu weil sie ihre Qualitäten schätzen und kommen immer wieder und kaufen sich auch ein Haus hier. Oder sie finden alles furchtbar primitiv hier und flüchten gleich wieder.

Also ich halte euch am laufenden. 

Sonntag, 7. August 2016

Ausflug nach Mali Losinji


Der Sturm und Regen am Vortag hat uns bestärkt Heuer doch mal auch zwischendurch diese liebliche Insel zu verlassen. Normaler Weise bleiben wir immer hier. Aber unserer Gästin aus Madrid wollten wir auch die anderen Inseln zeigen. Der Wetterwechsel hat die Temperaturen etwas abgekühlt und das ist günstig für einen Ausflug in die Stadt. Morgens um 7.40 h legt  das Schiff ab nach Mali. Bei der Überfahrt hatte sich das Meer wieder beruhigt. Am Schiff waren viele Reisende die eigentlich mit dem Katamaran um 7.20 h nach Rijeka fahren wollten, aber der ist nicht losgefahren von Mali Losinji, da das Wetter an seinem Zielhafen - Rijeka- so stürmisch war, dass die Überfahrt nicht möglich war. 

In Mali angekommen haben wir uns mal zuerst in einem Kaffeehaus niedergelassenen um das Treiben am Hafen zu beobachten und ein Frühstück einzunehmen. 

Ausflugsschiff das die Inseln rund um Mali besucht - auch Susak
Dann sind wir los gezogen um über den Hügel zur Sonnenbucht und zur Cikatbucht  zu gehen. In der Cikatbucht gibt es auch einen Campingplatz in dem unsere Familie in den 70iger Jahren des letzten Jahrtausends oft Urlaub gemacht hat. Von der Cikatbucht sieht man an schönen klaren Tagen wie heute die Insel Susak ganz deutlich. 
Blich aus der Cikatbucht auf Susak
Kannst du sie sehen? Schau genau, da draußen am Horizont- diese flache Ding ist diese wunderbare Insel. 

Dieser Aussicht habe ich es zu verdanken, dass ich dort ein Haus besitze. An einem dieser Campingurlaube hatten meine Eltern ohne uns Kinder eine Ausflug nach Susak gemacht. Meine Vater, der aus dem Südburgenland stammte hatte sich auf Susak sofort heimisch gefühlt und immer wenn wir auf unserer Anreise nach Mali Losinji das erste Mal Susak erspähten rief er immer aus: "Schaut - da drüben ist Susak- dort schaut es aus wie bei uns in Stegersbach früher (als er noch Kind war, er war Jahrgang 1932):  die sandigen Wege in den Weinbergen und die alten Frauen mit den schwarzen Röcken und den Kopftüchern die vor ihren Häusern sitzen."

Jedes mal wenn wir nach Mali Losinji fuhren und die Insel sich das erste Mal zeigte sprach er die selben Sätze aus, die sich so in meine Erinnerung ein gruben, als wären es meine eigenen. Als ich dann 1997 wieder mal mit meinem damaligen Partner (Sven) nach Losinji reiste beschlossen wir dann auch endlich mal nach Susak zu reisen. Und dann waren wir so verzaubert von ihrer wilden und ursprünglichen Schönheit, dass wir gleich nach 3 Tagen Besuch, das Haus, das wir noch heute besitzen anbezahlten und somit kauften. Mein Partner konnte noch 5 andere Menschen (Jutta; Paul; Heide; Sebastian; Elisabeth)  aus der Familie und dem Freundeskreis motivieren da Häuser zu kaufen.

Diese wilde Ursprünglichkeit lässt sich hier aus der Cikatbucht nicht erkennen. Von hier aus sieht sie eher aus wie ein unbekanntes Raumschiff - diese Zeitmaschine- das soeben gelandet ist. 

Seit meinem letzten Besuch in der Cikatbucht am 26.12. 2004 (der Tag des Zunamis in Südostasien) hat sich hier sehr sehr viel verändert. Damals sind wir hier noch in die leer stehende k.u.k Villen eingestiegen und haben sie von innen erforscht. Heute sind diese Villen 1A renoviert und ein neues 5 Sterne Hotel, das aussieht wie ein weißer Luxusliner steht auch dort. Alles sehr geschmackvoll. Mitten unter den liebevoll renovierten alten Villen hat sich auch ein Bau des neuen Jahrtausends gestellt. Glas, Holz, Stahl, ca. 200 qm Wohnfläche. Eine sehr geschmackvoll Anlage die sich harmonisch in diese Bucht einfügt. Die dazu passende Yacht steht gleich schräg gegenüber. Wer wohnt da wohl? Leider auch kein Name an der Türklingel. Es wird noch länger ein Geheimnis bleiben. 

An diese Seite der Insel ist ein wunderschöner Wald der am Ende des 19.Jahrhunderts
von Ambroz Haraćič, einem Lehrer der maritimen Schule in Losinji angelegt wurde.
Infos zur Cikatbucht


In dieser Bucht liegt auch die Villa Karolina (Carola) die Kaiser Franz Joseph für seine Frau Elisabeth (Sisi) erbauen ließ. Leider wurde sie bevor die Villa fertiggestellt wurde in Genf ermordet. Daher wurde die Villa dann von des Kaisers Geliebten Katharina Schratt bewohnt.  Heute ist sie rund um das Jahr ein gut gebuchtes Hotel. 

Um 14:30 nach einer Shopingtour ging es wieder zurück nach Susak. 

Samstag, 6. August 2016

schon 3 Tage hier

Das Zeitempfinden hier auf der Insel ist ziemlich verschoben. Du betrittst die Insel und hast das Gefühl du hast schon eine Woche Urlaub gemacht.
Die Insel ist wie eine Zeitmaschine. Alleine die Tatsache dass es hier keine Autos und Straßen gibt, versetzt dich schon um 150 Jahre zurück. In die Zeit, als Susak noch ein k.u.k Kurort für Menschen mit Lungenkrankheiten, vor allem Kinder aus wohlhabenden Haus, und Frauen die an Unfruchtbarkeit litten, war.
Susak Anno
Die einzigen Verkehrsmittel sind hier kleine  Weinbergtraktoren und Schubkarren. Sonst wird zu Fuß gegangen. Im letzten Winter und Frühling wurde die Dorfstraße aus Sand vom Hafen bis zur Dorfbar "verschönert". Früher hat sie den Eindruck vermittelt man sei mit der Zeitmaschine irgendwo im wilden Westen gelandet und gleich stehen sich Gerry Cooper und Grace Kelly tauschen gleich wo  unter der glühender Sonne auf. 

Jetzt  gibt es stattdessen eine relativ breite Betonstraße.
Die Kinder, die Jugendlichen und Einheimischen freuen sich sehr darüber das es diese Straße gibt. Die Ersteren weil sie diese Bahn zum skaten verwenden können und die Zweiteren weil sie, wenn es nicht zu stark regnet, auch mit Stöckelschuhen zum Schiff oder in die Kirche gehen können. Wenn es sehr stark regnet steht sowieso alles unter Wasser, da hilft der ganze beton nichts. Aber zumindest versinkt man nicht mehr bis zum Knöchel im Sand.  Heute Abend ging ein so starkes Gewitter mit Wolkenbruch nieder, dass wir in den überfluten Straßen nach Hause geflüchtet sind. 
Vor dem Sturm
Zuerst zogen richtig große schwarze Wolken auf, dann kam ein wilder Sturm. Wir waren bei Osman Osmani - die Konditorei. Allen Tischen flogen die Tischtücher davon und die Gäste flüchteten. Alle betonierten Wege sind in kürzester Zeit unter Wasser. 

Die Touristen und Besitzer von Sommerhäusern wünschen sich, das der Wind die Straße schon bald wieder mit Sand bedeckt. Damit wir uns wieder in alte Zeiten zurück versetzt fühlen.  Ich haben auch schon mit der Frau gesprochen die Morgens den Sand weg kehren um sie darin zu bestärken nur den Müll auf zukehren und nicht den Sand. Ich hoffe das Gespräch hat gefruchtet. 

Die Natur war bisher auf dieser Insel immer noch stärker als der Mensch. 

Mittwoch, 3. August 2016

Ankommen in Susak

Wie jedes Jahr fahren wir gemeinsam im Auto nach Susak. Heuer starten wir als Vierercrew: Dieter, Rita, Pilar aus Madrid und ich starten zur Reise nach Susak. Pilar war schon ein paar Tage früher da wir haben ihr unsere schöne Heimatstadt gezeigt. 
Die vereinbarte Startzeit verschiebt sich immer um so 1 ½ Stunden. Statt um 9h ging es um 10.15 los ab Graz. Wir mussten ja noch meiner kleinen Mitbwohnerin zum 8.Geburtstag ein Ständchen singen und das Geschenk überreichen. Nachdem sie sich schwarzen Nagellack wünschte musste dieser noch fachgerecht auf Fuß- und Fingernägel aufgetragen werden. Das gehört bei Geschenken wie diesen mit zum Service. Gott sei Dank hatte ich meinen Koffer schon zwei Tag davor gepackt und es war dann nur mehr alles ins Auto zu laden. 
Dann noch Rita abholen und los ging die Reise. Mit einer kurzen Pause an unser Raststätte kurz nach Lubiljana sind wir wieder genau zum richtigen Zeitpunkt an die Fähre in Merag gekommen. Wir waren das letzte Auto, das auf die Fähre gefahren ist. Es gab extra für uns ein Extraschiff außerhalb des Fahrplan. Zügig ging es in der Kolonne noch Mali Losinji. Alle wollen in den Süden dieser wunderbaren Insel. Unsere Taxiboot Fahrer Mario stand am kleinen Hafen in Poljana schon breit zur Überfahrt nach Susak. Er mahnte zur Eile da der Wind stärker wurde und er noch bei gutem Wind übersetzten wollte und auch wieder zurückfahren. 

In Susak angekommen hat uns der Tracktorfahrer unseres Vertrauens erwartet um das Gepäck und viele Liter Trinkwasser zum oberen Dorfplatz zubringen. Inzwischen haben wir um 19:50 in der Hafentavern Ankora halt gemacht und zu Abend gegessen.
Das beste was es hier gibt sind die verschiedenen Steaks. Fisch und Kalamaris sind bei Konoba Barbara im Oberdorf wirklich viel viel besser. Aber die Not war zu groß um soweit zu gehen. 

Nach dem Essen gab es dann den Spaziergang durchs Dorf mit diversen Stops um Freunde und Nachbarn zu begrüßen. In Susak zu urlauben ist wie Urlaub in der Heimat zu machen. 

Obwohl unser ganzes Gepäck Ca 2h alleine am Zysternenplatz ( Gumno) gestanden ist hat nichts gefehlt. Wir machen das schon seit Jahren und wir können darauf vertrauen das immer alles da ist auch wenn wir 5 Stunden später kommen. Das ist ein großer Vorteil hier auf der Insel. 

Unser Nachbar hat uns dann noch die Scheibtruhe geborgt und wir könnten alle Wasserflaschen die letzten 250 Meter zum Haus rollen. 

Dann noch Betten bauen etwas vor dem Haus sitzen und dann müde ins Bett  fallen. Es war doch ein langer Tag.